Babysignale

Es gibt so einige Dinge, über die habe ich vor der Geburt meiner Tochter Bente irgendwie nicht wirklich nachgedacht. Die vielen vollen Windeln zum Beispiel, oder dass man auch als Mama besser immer Wechselklamotten dabeihaben sollte (oder man findet sich einfach damit ab, dass ab sofort immer mindestens ein Milch-Fleck die Kleidung ziert). Vor allem war ich aber nicht darauf vorbereitet, was es heißt damit umzugehen, wenn die lieben Kleinen herzzerreißend weinen und man irgendwann mit seinem Latein am Ende ist. Die verschiedenen Babysignale muss man auch erst mal lesen lernen. Uff. Ach wäre es schön, wenn ihr Babys schon eher sprechen könntet!

Die meisten Kinder beglücken ihre Eltern rund um ihren ersten Geburtstag mit ihrem ersten Wort. Ab diesem Zeitpunkt wächst der Wortschatz stetig und mit etwa 1 ½ Jahren können die meisten Kinder mehrere Wörter aneinanderreihen. Erst zwei, dann drei… und langsam immer mehr. Es dauert also doch ein gutes Weilchen, bis die Zeit des Rätselratens vorbei ist und die Kleinen mehr oder weniger klar äußern können, wo der Schuh drückt.

Babygebärden – und das soll funktionieren?

Ich muss gestehen, dass die ersten Wochen mit Bente nicht einfach waren und wir doch etwas Zeit brauchten, bis wir ein eingespieltes Team wurden. Es stimmt tatsächlich, dass man früher oder später ein gutes Näschen für die Babysignale bekommt und dafür, welche Art von Weinen welches Bedürfnis repräsentiert. Durch einen Entwicklungsschub, eine spannende neue Fähigkeit wie Greifen, Drehen oder Krabbeln, die fiesen Zähne oder den ersten Brei, der gehörig Bauchweh macht, gerät jedes Super-Mama-Spürnäschen aber auch immer wieder ins Straucheln.

Als ich das erste Mal alleine mit Bente zu meiner Mutter fuhr, erzählte sie mir von einer Fortbildung, an der sie als Erzieherin teilgenommen hatte: babySignal – die Kommunikation mit Babys mithilfe bestimmter Zeichen, Gesten und Gebärden. Nach anfänglicher Skepsis ihrerseits haben die Krippenkinder die ersten Zeichen rasch gelernt und konnten somit, ohne wirklich sprechen zu können, mit ihren Erzieherinnen kommunizieren. Ich war Feuer und Flamme, dem Ganzen auch eine Chance zu geben, besorgte mir das entsprechende Buch und verschlang es innerhalb kürzester Zeit.

Mann kommuniziert über Gesten mit seinem Kind.
Die flache Hand aufs Kinn gelegt – das bedeutet bei uns: Papa.

Mit den Händen sprechen

Als Bente drei Monate alt war, starteten wir also mit den ersten „Babyzeichen“. Wir entschieden uns für ein paar alltägliche Wörter. Solche, die wir sowieso oft benutzten und somit ganz einfach umsetzen konnten: Mama, Papa, essen, trinken, an, aus, hallo und tschüss. Damit die Gebärden gut bei Bente ankamen, haben wir sie über einen längeren Zeitraum stetig wiederholt. Babys lieben Wiederholungen, und auch für uns Erwachsene ist es so leichter, sich an ein paar Gebärden zu gewöhnen und diese mit entsprechenden Ritualen und Situationen zu verknüpfen. Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt, denn auch eigens ausgedachte Gesten und Gebärden können prima funktionieren. Man muss sich nicht an die offiziellen Zeichen halten, wenn andere leichter von der Hand gehen. Hauptsache, man bleibt am Ball und ist konsistent.

Immer schön geduldig bleiben

Die ersten Monate mit Gebärden verliefen für uns ehrlich gesagt etwas zäh. Wir zeigten und gestikulierten – und zurück kam: nichts. Einfach nichts. So verging die Zeit, bis Bente mit zehn Monaten endlich anfing, uns Zeichen zu geben. Zuerst war es das obligatorische Zeigen mit dem Zeigefinger verbunden mit einem energischen „da“. Winken für „Hallo“ und „Tschüss“ hatte sie auch recht schnell verinnerlicht. Im elften Monat folgten dann auf einmal Gesten, die wir so eigentlich gar nicht (oder nur unbewusst) nutzten: beide Hände an die Wangen für „ohje“ oder beide Hände zur Seite mit einem fragenden Blick für „weg“ oder „alle“. Ab dann schien Bente unsere Gebärden auch förmlich aufzusaugen. Es brauchte nur ein paar Wiederholungen, bis ein neues Zeichen gelernt war.

Babysignale: Baby hält seine Hand an seine Stirn, die Geste bedeutet „Schlafen“.
Die Hand an der Schläfe – mit dieser Geste will uns Bente sagen: „Der Löwe schläft.“

Gemeinsam die Welt entdecken

Natürlich waren wir stolz, dass sich unsere Mühe und unser Durchhaltevermögen endlich bezahlt machten. Und es war so erleichternd, dass Bente uns nun Dinge mitteilen konnte und dass wir ihre Babysignale verstehen konnten. Ab und zu, wenn sie wieder einmal eine uns unbekannte Geste nutzte, brauchten wir ein wenig, bis wir verstanden, was genau sie uns sagen wollte. Aber ich denke, das gehört auch zu solch einem Prozess dazu. Hauptsache ist, dass es beiden Seiten viel Spaß bereitet und die Erwartungshaltungen (vor allem am Anfang) nicht zu hoch sind. Manche Gebärden finden bei Bente gar keinen Anklang, andere verinnerlicht sie wiederum sofort. Und so haben wir einfach weiterhin viel Freude daran mit ihr gemeinsam die Welt zu entdecken und Stück für Stück zu verstehen.

 

 

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